Bereits am Freitag begann des Programm mit einem 3-Gänge-Menü im Landcafé, das die Familie Dörr betreibt. Dabei wurden nicht nur Produkte von Hof Dörr kunstvoll zubereitet, sondern auch Ziegenkäse von unserem Partnerhof Seelbacher Ziegenkäserei. Dazu begleitete der Winzer Thorben Bosse den Abend mit ausgesuchten Weinen vom Weingut Steyerberg, einem weiteren BioBoden Partnerhof. Wer es lieber etwas bescheidener angehen wollte, konnte sich auf der Terrasse des Cafés mit einer Brotzeit gütig tun.
Am nächsten Morgen dann führte Familie Dörr die Mitglieder in mehreren Gruppen über den Betrieb, der sich mitten im kleinen Dorf befindet. Die Schafsweide liegt zwischen den Wohnhäusern und die Schweine fühlen sich nur 100 Meter vom nächsten Nachbarn in ihrem Freiluftstall wohl. Keine einfache Situation für alle Beteiligten. Aber Franziska und Gregor erhalten viel Unterstützung aus dem Dorf und gehen bei Konflikten mit der nötigen Gelassenheit in die Diskussion.
DIE GENERALVERSAMMLUNG
Der alte Tanzsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als unsere Generalversammlung mit belebenden Trommel-Rhythmen und einem gemeinsam gesungenen Lied auf Suaheli eröffnet wurde. Anschließend sprach der Bürgermeister des Ortes und hieß uns in Gilsa willkommen. Hof Dörr hatte außerdem noch eine Überraschung vorbereitet: Gregor Scholz überreichte dem Vorstand stellvertretend für die ganze Genossenschaft ein Bodenfenster mit echtem Bioboden, aus dem hochgewachsenen Roggenpflanzen emporwuchsen. Eine schöne Geste!
Nun ging es aber richtig los und Aufsichtsratsvorsitzender Nikolai Fuchs begann mit einigen Gedanken zur ökologischen Bewegung und den Befürchtungen eines „Roll-Back“ von so vielem, was in den letzten Jahren erreicht wurde. Beispielhaft nannte er da das Renaturierungsgesetz, das nur verabschiedet werden konnte, weil die Österreicherin Leonora Gewesseler gegen den Willen ihrer Regierung stimmte?
VORSTANDSBERICHT
Es folgte der Bericht des Vorstandes, indem zunächst Jasper Holler über den Eigenkapitalzuwachs und das Wachstum der Mitgliederschaft berichtete. Beides war im Jahr 2023 deutlich zurückgegangen. Als Gründe dafür führte Jasper Holler aus, dass sich aktuell eine Stimmung der Zurückhaltung bei der Unterstützung nachhaltiger Lösungen etabliert habe. Diese Zurückhaltung sei auch durch die gegenwärtigen multiplen Krisen entstanden, die große Verunsicherung in den Menschen auslöse. Ebenfalls habe die Änderung der Zinslage und die Inflation, die in den letzten Jahren zunehmend in den Medien präsent waren, zu einem Zögern bei den Anteilszeichnungen geführt.
Es sei daher umso wichtiger, die Mitgliedschaft mit einem Kontakt zur Landwirtschaft zu verbinden. Hierfür hatte sich die Genossenschaft in der Vergangenheit stark eingesetzt. Dies stellte Emma Baßner in ihrem Bericht zum Bereich „BioBoden erleben“ vor. Hierbei erzählte sie von den Anfängen der BioBoden Genossenschaft, als nur ein wenige Seiten langer Bodenbrief die Mitglieder informierte. Heute, so führte Emma Baßner aus, hat die Genossenschaft mit zahlreichen Veranstaltungen auf Höfen, einem Mitglieder-Hofladen für Produkte von Partnerhöfen und einem Ferienangebot deutlich mehr Angebote für die Mitglieder geschaffen.
Im Anschluss gab Uwe Greff einen Überblick über den Fortschritt der Landsicherung und machte an Beispielen verschiedene Themen fest, die BioBoden im letzten Jahr begleitet haben:
Hof Dörr: Junge Menschen beleben einen Hof mitten im Dorf wieder. Sie brauchen Flächen, aber auch daneben auch Wohnraum und Wirtschaftsgebäude, um Landwirtschaft betreiben zu können.
Gut Peetzig: Auf sandigem Boden wird nach und nach die Bodenfruchtbarkeit gesteigert und auch kurz vor der Rente wird noch in den Betreib investiert, um diesem eine Zukunft zu ermögliche und einen gut aufgestellten Betrieb an die nachfolgende Generation zu übergeben.
Maria Natt: Eine junge Gärtnerin will sich selbstständig machen und erhält dafür Boden von einem Partnerhof von BioBoden. Durch Kooperation entsteht Neues auf gesichertem Boden.
Weingut Steyerberg: Ein Winzer übernimmt das Weingut, aber er möchte es nicht kaufen. Mit BioBoden und der BioHöfe Stiftung konnte das Eigentum im Sinne des Betriebes so gestaltet werden, dass Winzer Thorben Bosse und irgendwann seine Nachfolger unbelastet und sicher wirtschaften können.
Alle vier Beispiele, so Uwe Greff, seien auch gesellschaftlich inspirierend, da sie voller Willen und mit positiven Einstellungen gegen Widerstände arbeiteten.
Er hob hervor wie wichtig es sei, jeden Hof mit den örtlichen Gegebenheiten einzeln zu betrachten und individuelle Lösungen zu finden. Deshalb gäbe es auch kein einzelnes Schema, nach dem BioBoden Landsicherungen betreibt.
Anschließend ging Uwe Greff auf das positive wirtschaftliche Ergebnis des Jahres ein. Dies sei wichtig, aber es stehe in einer eG immer erst an zweiter Stelle - nach dem Zweck der eG. Demnach sind 86% des Kapitals in Land investiert, was in etwa dem mitgliederfinanzierten Genossenschaftskapital entspräche. Er hob hervor, dass das positive Ergebnis kein einmaliger Effekt sei, sondern eine kontinuierliche Entwicklung widerspiegele. Weiteres Wachstum, so Uwe Greff. sei in den nächsten Jahren möglich, jedoch müsse hierfür weiterhin Kapital hinzugewonnen werden. Der Kapitalzuwachs sei entsprechend das Nadelöhr. So würde die Genossenschaft teilweise Gebäude verkaufen, welche bei dem Erwerb von Agrarflächen miterworben wurden und landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar seien. Damit solle Kapital freigegeben werden. Zudem würden PV-Anlagen an Relevanz gewinnen. Darüber hinaus werden weitere Lösungen zur Kapitalerhöhung gesucht.
Im Ausblick wiesen die Vorstände dann auf die weiter wachsende Zahl der Anfragen hin und machten erneut deutlich, dass die Genossenschaft ihrem Auftrag nur mit zusätzlichem Kapital weiter in angemessener Form nachkommen könne.
Jasper Holler stellte anschließend ein neues Darlehnsangebot an die Mitglieder vor, mit welchem diese bei einer Refinanzierung von Gebäuden beim Hof Dörr mitwirken können.
AUFSICHTSRATSBERICHT
Im Bericht über die Tätigkeiten des Aufsichtsrates kam Nikolai Fuchs auf die aktuelle Lage zu sprechen. Die andauernden Kriege und die Inflation im letzten Jahr habe zum Rückgang der Bio-Umsätze geführt. Darunter, so Nikolai Fuchs, würden bis heute viele Höfe leiden. Auch die geänderte Zinssituation und die damit verbundene Erwartung viele Menschen, eine Rendite für ihr angelegtes Geld zu erhalten, mache die Situation für BioBoden nicht leicht. Trotzdem sei der Geschäftsverlauf gesichert und ein sehr gutes Jahresergebnis erreicht worden. Es folgte das Verlesen des gesetzlichen Prüfungsberichts und anschließend die Aussprache zu den Berichten:
AUSSPRACHE ZU DEN BERICHTEN
Der Vorstand eröffnete die Aussprache mit einer ausführlichen Antwort zu vorab eingereichten Fragen. Diese betrafen die Steigerung der Eigenkapitalrendite und das Thema Photovoltaik sowie den Wunsch nach weiteren Rabatten für Mitglieder im BioBoden Hofladen, um die Attraktivität der Mitgliedschaft weiter zu steigern.
Anschließend ergriffen viele Mitglieder das Wort. Hierbei wurden Fragen zur Gestaltung der Genossenschaft gestellt: Etwa, wie mehr junge Menschen erreicht werden könnten oder ob das vorgestellte Darlehen nicht auch in kleineren Einzelbeträgen gestaltet werden könnte. Darüber hinaus gab es aber auch Fragen zu den Agrarstrukturreformen und warum diese weiter auf sich warten ließen oder wie die Prämien für die Landwirtschaft bei BioBoden ins Jahresergebnis gerechnet werden.
ABSTIMMUNGEN
Die Abstimmung der Mitglieder zur Feststellung des Jahresabschlusses, zur Beschlussfassung über die Verwendungen des Jahresüberschusses sowie zur Entlastung für Vorstand und Aufsichtsrat wurde jeweils ohne Gegenstimmen sowie wenigen Enthaltungen mit Ja beantwortet.
Zum Abschluss der Veranstaltung trat der von Hof Dörr ins Leben gerufene Chor „Gilsaer Krähen“ mit drei Liedern auf und rundete damit den offiziellen Teil der Generalversammlung stimmungsvoll ab.
RAHMENPROGRAMM:
Doch damit war das Wochenende der Generalversammlung längst nicht zu Ende. Bei mehreren Führungen hatten die Mitglieder die Möglichkeit, sich ein Bild von der Landwirtschaft und dem Werdegang von Hof Dörr zu machen und auch das Workshop-Programm verhieß Abwechslung: Zwischen den Workshops „Ökologisches Bauen“, „Wiedervernässung“, Ökologischer Weinbau“ und „Bodeneigentum“ fiel die Wahl nicht leicht.
Anschließend ging die Veranstaltung fließend in das Hoffest von Hof Dörr über. Bei leckerem Essen vom Grill, Wein und Live-Musik klang der Tag der Generalversammlung mit einem bunten Abend aus.
Für alle Mitglieder, die das ganze Wochenende in Nordhessen verbringen wollten, gab es auch am Sonntag noch spannende Dinge zu erleben: bei einer Naturwanderung rund um Gilsa konnte die Gegend erkundet und bei einer Dorfführung viel Spannendes zur Geschichte des Dorfes erfahren werden. Anschließend gab es ein buntes Marktreiben im Garten von Hof Dörr mit vielen Ständen und leckerem Essen. Wir konnten also, gefüllt mit interessanten Begegnungen und schönen Erinnerungen, nach Hause fahren und werden sicherlich noch lange an dieses gelungene Wochenende zurückdenken.
Eindrücke der Generalversammlung 2024
Wir wünschen viel Freude beim Anschauen und sagen: Film ab!