Es begann mit einem Segen vom Himmel. Naja, nicht ganz. Denn als ein Wolkenbruch genau zur geplanten Anfangszeit der Generalversammlung alle Mitglieder aus den Gärten ins Veranstaltungszelt flüchten ließ, hatten sie an diesem Tag bereits einiges erlebt. Also der Reihe nach.
Die 3. Generalversammlung der BioBoden Genossenschaft fand am 16.6.2018 auf Hof Sophienlust bei Kiel statt. Bereits um 09:00 Uhr morgens fanden sich die ersten Mitglieder und Gäste ein und als um 10:30 die erste Führung durch den seit 37 Jahren nach Demeter bewirtschafteten Betrieb begann, war der Platz vor dem großen Wohnhaus schon gut gefüllt.
Landwirt Lars Ernst (und parallel Jana Pempeit, Jan Wendel und Katrin Bremer) erklärte auf der Führung lebendig und ausführlich die Geschichte von Hof Sophienlust. Der Betrieb darf als Zierde der Landwirtschaft angesehen werden. Neben der Rinderhaltung (Doppelnutzung, Fleisch – und Milchproduktion), Schweinen, Hühnern und dem vielseitigen Ackerbau, gibt es eine Gärtnerei, eine eigene Backstube, einen Hofladen und ein Café mit herrlichem Garten. Bewirtschaftet wird der Betrieb von 30 Mitarbeitern davon sind 15 betreuungsbedürftig. Richtig zu leuchten beginnen die Augen des Landwirts, wenn er am Rande eines Feldes steht und durch die Nachfragen seiner Zuhörer auf die Feinheiten der Landwirtschaft zu sprechen kommt. Was brauchen die Pflanzen? Wie kann man eine Fläche so gestalten, dass diese ökologisch und ökonomisch sinnvoll genutzt wird? Wie können die Mitarbeiter all das leisten? Wir beginnen zu verstehen: Der Mikrokosmos namens Hof Sophienlust bedarf eines ständigen Ausbalancierens der Bedürfnisse von Mensch, Tier,Pflanze und Boden. Diesen Balanceakt beherrschen sie hier und sind zurecht stolz darauf.
Auch die Fläche von 25 Hektar, die durch BioBoden Mitglieder für Hof Sophienlust gesichert wurden, können auf der Führung in Augenschein genommen werden. Mit den Flächen ist eine Besonderheit verbunden: Die abgebende Eigentümerfamilie des Nachbarbetriebs, Familie Dahl, war es wichtig, die Flächen an Hof Sophienlust zu geben. Auch die Hofstelle der Dahls bleibt mit Hof Sophienlust verbunden. Doch dazu später mehr.
Als nach der Hofführung sich alle wieder rund um das große Zelt und die Gärten versammelt haben, wurde das Mittagessen von Ibrahim Hamada und seinem Team serviert. Hamada betreibt zwei Cafes in Kiel und ist mit dem Hof in besonderer Form verbunden: Der Gastronom nimmt nicht nur Milchprodukte vom Hof direkt ab, sondern hat die oben erwähne Hofstelle von Familie Dahl gekauft. Dort entsteht gerade die neue Gemeinschaftsbäckerei für seine Cafés und Hof Sophienlust. Später soll ein weiteres Café hinzukommen.
Die Generalversammlung
Um 13:00 Uhr, mit besagtem Einsetzen des Regens, begann die Generalversammlung mit den Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden Nikolai Fuchs, der 161 stimmberechtigte Mitglieder (höchste Zahl in der jungen Geschichte der BioBoden Genossenschaft) willkommen hieß. Es folgte eine kurzweilige Einführung zum Hof Sophienlust und seiner Bewohner durch Landwirtin Tanja Ernst.
Vorstandbericht:
Im Anschluss begann der Vorstand seinen Bericht mit der Verkündung aktueller Zahlen von BioBoden. Die Genossenschaft freut sich über aktuell 53 Partnerhöfe und 2883 Hektar gesicherten Boden, ermöglicht durch 3636 Mitglieder.
Als nächstes führte Uwe Greff in das Hauptthema der 3. Generalversammlung ein. Anhand verschiedener Zahlen aus Landwirtschaft und Demographie wurde verdeutlicht, weshalb der Generationenwechsel im vergangenen Jahr die Arbeit der BioBoden Genossenschaft prägte und auch in der Zukunft prägen wird. Die Sicherung ganzer Betriebe werde hierbei stärker in den Vordergrund treten. Die Förderung von Junglandwirten durch Verpachtung von Land und Höfen sowie die Vermittlung von Know Kow seien wichtige Bausteine in der Gestaltung des Generationenwechsels.
Vorstand Stefan Decke berichtete anschließend aus der Landwirtschaft und den verschiedene Entwicklungen bei den Höfen der Höfegemeinschaft Pommern (drei Höfe in Vorpommern unter der Leitung von BioBoden). Hier wurde in der Praxis deutlich, was auch Uwe Greff in seinem Vortrag schon thematisiert hatte: Die Landwirtschaft trifft mit ihrer Möglichkeit zur Direktvermarktung auf ein starkes Bedürfnis der Menschen nach regionalen und authentischen Produkten. Mit der landwirtschaftlichen Diversifizierung und Vermarktung durch Hoflanden, Biokiste und Fleischversand geht die Höfegemeinschaft Pommern den richtigen Weg.
Auch der Naturschutz sei ein wichtiges Thema der Landwirtschaft von BioBoden in Vorpommern. In der praktischen Umsetzung, so Stefan Decke, sei es nicht immer einfach, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Naturschützern und Landwirten in Einklang zu bringen. Trotzdem gäbe es bereits viele gelungene Beispiele für erfolgreiche Projekte bei BioBoden aufzuzeigen.
Tobias Keye als Geschäftsführer der Höfe Gemeinschaft Pommern (HGP)zeigte im Anschluss auf, was sich durch die Arbeit von BioBoden in Vorpommern nun in dem kleinen Dorf Rothenklempenow, dem Sitz der Genossenschaft, bewegt.
Hier gibt es nun einen Weltacker, der durch die HGP betrieben wird und einen Dialog über Landwirtschaft ermögliche. Mittlerweile sind auch drei Bio-Start Ups nach Rothenklempenow gekommen, sodass neben neuen Menschen und Wirtschaftszweigen auch viele Ideen über die Zukunft unserer Ernährung im wahrsten Sinne des Wortes sprießen können. (weiter Infos zur Höfegemeinschaft Pommern unter www.hoefegemeinschaft-pommern.de)
Nun war es an Uwe Greff den Geschäftsbericht 2017 zu erläutern (hier einzusehen). Dabei war vor allem die Verbesserung des Jahresergebnisses von -137 TEU in 2016 zu -40 TEUR in 2017 bemerkenswert.
Der Vorstand endete mit einem kleinen Ausblick in die Zukunft. Das oberste Ziel neben der Förderung der ökologischen Landwirtschaft bleibe es, das Jahr 2018 mit einem positiven Betriebsergebnis abzuschließen, wie es bei der Gründung der Genossenschaft als Plan formuliert worden war. Dieses Ziel werde man aller Voraussicht nach erreichen. Außerdem wolle man mehr Möglichkeiten zu Hofbesichtigungen für Mitglieder anbieten und auch einen Zugang zu Produkten der Partnerhöfe ermöglichen. Einen Applaus erhielt das Vorhaben gemeinsam als BioBoden Genossenschaft mit Landwirten und Mitgliedern auf der „Wir haben es statt“-Demo am 19. Januar in Berlin gegen die Agrarindustrie zu demonstrieren.
Aufsichtsratsbericht:
Nikolai Fuchs verlas im Anschluss den Bericht des Aufsichtsrats. Darin wurde mittgeteilt, dass der Aufsichtsrat sich im Jahr 2017 an schwierigen Verhandlungen zum Naturschutz mit dem Unternehmen Nord Stream und der Stadt Anklam mit seiner Erfahrung zu diesem Thema eingeschaltet habe. Hier sei man weiter in Gesprächen.
Erfreulich sei hingegen, dass in Reitwein an der Oder eine neue Naturschutzfläche hinzugewonnen werden konnte. Auch die zahlreichen Partnerhöfe im Süden Deutschlands und die 755 neuen BioBoden Mitglieder im Jahr 2017 wurden hervorgehoben.
Es folgte noch der Prüfungsbericht des Genossenschaftsverbandes, der keine Beanstandungen enthielt.
Abstimmungen:
Anschließend wurde der Jahresabschluss festgestellt und dem Vorstand und Aufsichtsrat ohne Gegenstimmen Entlastung erteilt.
Aussprache zu den Berichten:
Nun gab es die Möglichkeit für die Mitglieder Anregungen einzubringen. Dabei wurde deutlich, dass die positive wirtschaftliche Entwicklung für alle sehr befriedigend ist und die starke Verbesserung im Jahresergebnis sogar eine positive Überraschung darstellt.
Neben einigen Verständnisfragen wurde der Wunsch geäußert, den Nominalwert der Geschäftsanteile zu verringern, um die Zeichnung auch für weniger Begüterte möglich zu machen. Vorstand und Aufsichtsrat werden diesen und auch weitere Vorschläge bedenken.
Workshops
Nach einer Kaffeepause mit fantastischem Kaffee und leckerem Kuchen gab es erneut die Möglichkeit einer Hofführung. Außerdem wurden erstmals drei Workshops angeboten. Hierbei sollten die Mitglieder die Möglichkeit bekommen, mit den Verantwortlichen tiefer in bestimmte Themen einzusteigen, als dies im Plenum einer Generalversammlung möglich ist.
Folgende Themen standen zur Auswahl:
1. Wirtschaftliche Entwicklung mit Uwe Greff und Nikolai Fuchs
2. Landwirtschaft und Naturschutz mit Stefan Decke und Silvia Bender
3. Der Weltacker und die Entwicklung in Rothenklempenow mit Tobias Keye und Ludolf von Maltzan
Alle Workshops wurden gut besucht und führten zu lebendigen Diskussionen zwischen den Mitgliedern und mit den Verantwortlichen. Im Ergebnis konnten so alle etwas voneinander erfahren und die verschiedenen Ideen und Bedürfnisse der Mitglieder erhielten Raum, um bewegt zu werden.
Ausklang
Zum Abschluss wurde vom Team des Hof Sophienlust der Grill angeheizt und ein leckeres Abendbrot serviert. Die Mitglieder und Gäste genossen den lauen Sommerabend bei guter Stimmung im Garten. Wer nicht den Shuttlebus erreichen musste, blieb gerne noch etwas länger, bis am Ende nur noch das Team vom Hof Sophienlust und ein zufriedenes BioBoden Team um das Lagerfeuer saß.