Doch nicht nur da war Zeit für Gespräche: auch bei den Führungen über die Hofstelle, zum Kuhstall und zur Brodowiner „Gläsernen Molkerei“ war Raum für Fragen und Gespräche über Landsicherung, Landwirtschaft und Naturschutz. Und so war die diesjährige Generalversammlung nicht nur ein Zusammenkommen vieler Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands, sondern auch ein Wochenende der Begegnung und des Gesprächs.
Generalversammlung 2023
An Eurer Seite
So viele waren wir noch nie! 350 Menschen fanden Ihren Weg ins Ökodorf Brodowin, um gemeinsam die BioBoden Generalversammlung zu begehen. Nachdem am Tag vor der Versammlung der lange ersehnte Regen in Brandenburg niederging und für grüne Wiesen und Felder sorgte, schien am Samstag schon wieder die Sonne, sodass wir zwischen den einzelnen Programmpunkten immer wieder an den vielen gemütlichen, mit Blumensträußen geschmückten Tischen und Sitzgelegenheiten auf dem Rasen der Hofstelle Platz nehmen und ins Gespräch kommen konnten.
Die Generalversammlung
Kaum ein Sitzplatz in der Brodowiner Mehrzweckhalle war noch frei, als ein Brodowiner Gitarren und Saxophon Duo mit feinsten Jazzklängen die Versammlung einleitete. Anschließend eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolai Fuchs die 7. Generalversammlung der BioBoden Genossenschaft und begrüßte alle anwesenden Mitglieder. In seinen einleitenden Worten kam er auf den Regen des Vortages zu sprechen und auf die Herausforderungen, die die Höfe heute schon durch die Auswirkungen der Klimakrise erleben. Aber auch positive Nachrichten hat er zu verkünden: Beispielsweise die Relevanz, die Organisationen wie BioBoden als Referenzpunkt in einem Entwurf für ein neues Agrarstrukturgesetz hat. Auch Ludolf von Maltzan, Mitglied des Aufsichtsrates von BioBoden und als Geschäftsführer des Ökodorf Brodowin, unser Gastgeber, begrüßte alle Anwesenden und stellte im Anschluss den vielfältigen Brodowiner Betrieb mit seiner Geschichte aus der Wendezeit, seiner Nähe zu Berlin und seinem besonderen Engagement für die Natur rund um das Dorf vor. Mit einem Plädoyer für die Unterstützung des Biolebensmittel Einzelhandels und der Biolandwirtschaft schließt er und übergibt an den Vorstand, Uwe Greff und Jasper Holler.
Vorstandsbericht
Eine Änderung und strukturelle Neuausrichtung im Vorstand war durch die Besetzung auf der Bühne gleich zu erkennen: Jasper Holler, seit 2015 für die Mitgliederkommunikation verantwortlich, saß nun mit auf der Bühne, denn zu Beginn des Jahres war er in den Vorstand berufen worden. So übernahm er auch den ersten Teil des Vorstandsberichts und stellte die Entwicklung der Mitgliederzahlen und die Mitgliederstruktur aufgeschlüsselt nach Bundesländern vor. Interessant zu sehen war hierbei, dass insbesondere die Bundesländer mit urbanen Ballungsräumen eine hohe Mitgliederdichte aufweisen. Genau so solle es sein, denn: die BioBoden Genossenschaft möchte eine Brücke schlagen zwischen den Städten und der Landwirtschaft. Anschließend kam er auf die Auswirkungen der aktuellen Krisen auf die Mitgliedergewinnung zu sprechen. Er machte deutlich: auch an BioBoden sind die politischen Entwicklungen im Jahr 2022 und deren Folgen nicht spurlos vorübergegangen. Während es aktuell zu weniger Anteilszeichnungen kommt, ist es bei den Hofsicherungsanfragen genau andersherum. Hier gibt Uwe Greff einen Einblick in die unterschiedlichen Rechtsformen, die die Genossenschaft findet, um den spezifischen Wünschen und Bedürfnissen der abgebenden Landwirte und Landwirtinnen gerecht zu werden. Denn hierfür ist es wichtig, Lösungen zu finden, mit denen alle Beteiligten gut und sicher leben können – auch wenn dies manches Mal eine besondere Herausforderung in Bezug auf die Rechtsform sein kann. Zum Schluss richtet Uwe Greff den Blick auf das kumulierte positive Jahresergebnis. Denn im Jahr 2022 konnte BioBoden den gesamten Verlustvortrag abtragen und einen Jahresüberschuss erwirtschaften. Ein starkes Zeichen für unsere gemeinsame Sache!
Die anschließende Gelegenheit zu Wortmeldungen wurde rege angenommen. Von den Risiken des Klimawandels für die Landwirtschaft, von den Standorte von Solaranlagen, den Pachterträgen und die Präsenz von BioBoden in der Presse über die Konkurrenzsituation beim Landkauf bis hin zur Grundstücksbewertung durch das Finanzamt zeugten die Fragen und Anregungen von der lebhaften Beteiligung und dem fundierten Interesse unserer Mitglieder.
Aufsichtsratsbericht
Im Bericht über die Tätigkeiten des Aufsichtsrates kommt Nikolai Fuchs auf die Jahre 2020 und 2021 zu sprechen, die durch kräftigen Kapitalzuwachs unserer Genossenschaft geprägt waren. Davon ausgehend erläuterte er, dass ein Wachstum in der Wirtschaft immer leichter sei als ein Rückgang und fordert dazu auf, auch in der momentanen Situation weiter engagiert für das gemeinsame Ziel einzutreten. In seinem Bericht über die Arbeit des Aufsichtsrates im Jahr 2022 betonte er die fruchtbare, gemeinsame Arbeit. Im Anschluss berichtete er davon, dass Stefan Decke zum Ende des KJahres 2022 als Vorstand ausgeschieden ist und der Vorstand der BioBoden Genossenschaft mit Jasper Holler neu besetzt wurde.
Es folgte das Verlesen des gesetzlichen Prüfungsberichts und anschließend die Aussprache zu den Berichten: Auch hier kam es im Anschluss zu interessierten Wortmeldungen. Erneut war der Klimawandel Thema, insbesondere die Frage nach Anpassungsstrategien der Landwirtschaft an die klimatischen Veränderungen. Aber auch die Frage nach Agri-Photo-Voltaik-Anlagen wurde diskutiert. Interessant hierbei war die Anmerkung von Nikolai Fuchs, dass ganze 40 % der Flächen für die Energiegewinnung vorgesehen waren, als die Felder noch mit Tieren bestellt wurden. Hieraus wurde deutlich, dass auch Energie in der Landwirtschaft immer mitgedacht werden muss. Gleichzeitig wurde festgehalten, dass das oberste Ziel von BioBoden immer die Sicherung von Land für die Biolandwirtschaft und die Produktion von Lebensmitteln ist.
Nach einer kleinen musikalischen Pause durch ein Percussion Trio, die viele Mitglieder für Bewegung oder gar ein kleines Tänzchen nutzten, leitete Nikolai Fuchs zu den Abstimmungen weiter.
Abstimmungen
Die Abstimmung der Mitglieder zur Feststellung des Jahresabschlusses, zur Beschlussfassung über die Verwendungen des Jahresüberschusses sowie zur Entlastung für Vorstand und Aufsichtsrat wurde jeweils ohne Gegenstimmen sowie wenigen Enthaltungen mit Ja beantwortet.
Im Anschluss stellte sich Dr. Nina Wolff zur Wahl. Vorab berichtete sie kurz über ihren Lebenslauf, der sie aus dem Ruhrgebiet nach Süddeutschland und schließlich nach Berlin geführt hat, wo sie nun als Vorsitzende bei Slow Food tätig ist. Als Juristin für Umweltrecht in Umweltorganisationen steht für sie, so berichtet sie, die biologische Vielfalt immer an erster Stelle, denn sie sei das Netz, in das sich alles einspanne, um unser Leben auf diesem Planeten zu erhalten.
Die Abstimmung über die Wahl von Dr. Nina Wolff in den Aufsichtsrat wurde im Anschluss mit wenigen Nein Stimmen und wenigen Enthaltungen mit Ja beantwortet.
Auch hier gab es im Anschluss Anregungen und Anmerkungen der Mitglieder. Über die Verbindung zwischen der ökologischen Leistung der Landwirtschaft und dem Verbrauch von Biolebensmitteln über Netzwerkaktivitäten von BioBoden bis zur Wiedervernässung von Moorflächen: wir konnten viele Gedankenanstöße und Anregungen aus der Generalversammlung mitnehmen und freuen uns, diese in unsere tägliche Arbeit mit einfließen lassen zu können.
Rahmenprogramm:
Schon am Freitagabend reisten die ersten Mitglieder an und trafen sich bei einem gemütlichen Abendessen im Hofladen-Bestro des Ökodorf Brodowin. Auch am Samstag und am Sonntag gab es rund um die Generalversammlung einiges zu entdecken und zu erleben. So gab es insgesamt 8 Führungen über die Hofstelle, die Kuhställe und zur „Gläsernen Molkerei“ des Ökodorf Brodowin, in denen viele Fragen zur Wirtschaftsweise des Betriebs gestellt werden konnten.
Am Nachmittag fanden sich Interessierte in drei Workshops zu den Themen „Tierhaltung“, „Neuer Gesellschaftsvertrag mit der Landwirtschaft“ und „Schenken als Chance“ zusammen. Hier wurde nach Anfangsimpulsen der Referenten eifrig diskutiert und es entstand ein gutes Stimmungsbild darüber, wie vielfältig die Meinungen und Ideen zu den einzelnen Themenbereichen innerhalb unserer Genossenschaft sind. Gleichzeitig konnten sich die Teilnehmer der einzelnen Gesprächsrunden auf ihre gemeinsame Begeisterung für die ökologische Landwirtschaft beziehen und so an einzelnen Punkten tief n die Diskussion einsteigen.
All diese Impressionen und Gedanken konnten sich dann beim Abendausklang mit köstlichem Essen aus Brodowin setzen lassen. Überall fanden sich Grüppchen zusammen, die sich angeregt über das Geschehen des Tages und Fragen rund um guten Boden unterhielten und das warme Sommerwetter genossen. Doch damit war dieVeranstaltung noch nicht zu Ende: auch am Sonntag gab es noch so einiges zu entdecken: bei zwei geführten Wanderungen durch das Biosphärenreservat rund um Brodowin konnte das Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft und Naturschutz erfahren werden und bei einem Ausflug ins Schiffshebewerk Niederfinow das imposante Bauwerk sowohl bei einer Hebung und Senkung über 30 Meter als auch bei einer Führung durchs neue Schiffshebewerk kennenlernen. Voll mit Eindrücken, neuen Impulsen und gesättigt von vielen interessanten Gesprächen fand das Wochenende der Generalversammlung ein Ende und hinterlässt den bleibenden Eindruck einer starken, inspirierenden und engagierten Gemeinschaft.
Wir danken herzlich unseren Gastgebern, dem Team vom Ökodorf Brodowin für die Gastfreundschaft und allen Mitgliedern und Gästen fürs Kommen.
Wir wünschen viel Freude beim Anschauen und sagen: Film ab!
