Es gibt Orte, an denen nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Zum Beispiel auf Schloss Türnich bei Kerpen. Ein Barockschloss mit jahrhundertealter Geschichte, umrahmt von einem Wassergraben, mit Torhaus, Kapelle und 350 Jahre alten Buchsbäumen im Französischen Garten. Fehlt eigentlich nur noch der König. Und wenn man so will, ist das Severin von Hoensbroech. Als er vor einigen Jahren mit seiner Familie auf das Schlossgelände zog und den Betrieb von seinem Vater übernahm, stand er vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Denn das Schloss war durch den Grundwasseranstieg in Folge des Braunkohleabbaus in der Gegend stark beschädigt, Geld für die Restaurationen aber fehlte. Was also tun? Es gab Angebote, das Schloss in Eigentumswohnungen oder eine Klinik für prominente Suchtkranke zu verwandeln.
Doch der Graf und seine Familie entschieden anders: Der malerische Ort sollte für die Öffentlichkeit erhalten – und die Landwirtschaft neu gedacht werden. Und dies aus Tradition: Schon Severins Vater hatte den Landschaftspark zu einem Paradies für Menschen und Tiere gemacht, eine Vielzahl von Bäumen, Hecken und Büschen angelegt, die Spaziergänger seither begeistern und dabei Vögeln und anderen Tieren Unterschlupf bieten.
Um die neuen Pläne umzusetzen, wurden Schloss und Landschaftspark in eine Stiftung überführt. Dabei erwarb BioBoden nun alle landwirtschaftlichen Flächen (rund 38 Hektar) und verpachtete sie an die von Hoensbroechs zurück. Schon bald soll die Landwirtschaft auf Schloss Türnich die Menschen aus der Region mit einbeziehen und unter dem Motto „essbare Kulturlandschaft“ ein Ort der Begegnung mit der Landwirtschaft werden. Mit dem Waldkindergarten steht auch bereits ein Projekt in den Startlöchern, das Kindern Natur und Landwirtschaft näherbringen soll.