Biohof Werder - Im Büffel- und Hühnerparadies

Der Biohof Werder in Brandenburg ist ein Betrieb ohne Hof in traumhafter Umgebung.

Jochen Fritz und Roland von Schmeling sind zu beneiden. Die Landwirte im Nebenerwerb stehen im Ort Wolfsbruch auf ihrer Wasserbüffelweide an der Havel, einem Stückchen Erde, für das der Begriff Idylle erfunden wurde. Wer aus der Vogelperspektive darauf schaut, sieht rechts und links, oben und unten vor allem eines: blau. Umrahmt von Havel, Großer Plessower See, Glindower See und Großer Zernsee liegt Biohof Werder südwestlich von Potsdam wie auf einer Insel mitten im Wasser, in Spuckweite der Stadtpark, in Guckweite der Wildpark. Kein Wunder, dass alljährlich Anfang Mai zum Baumblütenfest eine halbe Million Menschen in die 25.000-Einwohner-Gemeinde strömt und das Volksfest damit zu einem der größten der Republik macht: Die Besuchenden hocken bei den Werderaner Obstbauern auf Strohballen und genießen Obstwein und Schnittlauchbrot, und sie stürmen den Baumblütenball mit der Baumblütenkönigin.

"Wir feiern auf dem Biohof Werder dieses Jahr zum zweiten Mal eine Bio-Baumblüte", sagt Jochen Fritz. Die Gäste sitzen dann unter blühenden Kirschbäumen und probieren den ersten eigenen Obstwein. Auch andere Betriebe aus der Nachbarschaft wie der Biolandhof Querhammer,der Potsdamer Schweinehain, die solidarische Landwirtschaft Speisegut und die Mosterei Ketzür bieten ihre Spezialitäten an. "Eine gute Zusammenarbeit mit anderen Betrieben ist uns sehr wichtig", so Fritz. "Gute Landwirtschaft kann man nur gemeinsam machen."

Zusammen mit Bioland-Bauer Roland von Schmeling aus Niedersachsen bewirtschaftet der Agraringenieur Jochen Fritz seit fast zwei Jahren den von Bioland zertifizierten Hof. Die beiden haben mit ihren Familien begonnen, naturnahen ökologischen Landbau zu betreiben und Lebensmittel für die Region Werder, Potsdam und Berlin handwerklich herzustellen. Und sie haben angefangen, Wasserbüffel zu halten. Von den Tieren gibt es in Deutschland lediglich ein paar Tausend, doch besonders hier finden sie auf den Feuchtwiesen ideale Bedingungen - und werden gar für die Naturschutzpflege eingesetzt. Jochen Fritz: "Die Büffel vertragen den nassen Standort sehr gut und sind genügsam, deswegen eignen sie sich sehr gut zur Landschaftspflege auf diesem Standort."Außer den Büffeln gibt es eine weitere Besonderheit bei diesem Biohof: Es gibt gar keinen Hof! Selbst das Hühnermobil, ein umgebauter Bauwagen, mit seinen 200 Hühnern und zehn Hähnen steht auf einer alten Kirschplantage am Ortseingang von Töplitz. Die über tausend Kirschbäume finden sich unter anderem auf der Glindower Platte im Südwesten von Werder und laden zum Selbsternten ein. Das dezentrale Konzept geht auf: "Die Eier gehen größtenteils über Direktvermarktung und die solidarische Landwirtschaft Speisegut in Berlin weg", so Fritz. "Die Nachfrage ist enorm." Für die Kirschen sucht der Hof noch einen Partner aus dem Naturkostgroßhandel,der in diesem Jahr erstmals Bioland-Kirschenaus Werder nach Berlin vermarktet.

Auch die Finanzierung des Biohofs Werder ist unkonventionell: Es werden Genussscheine angeboten, sogenannte Büffel-Aktien, um den Biohof zu entwickeln und auszubauen. Damit das überhaupt möglich wurde, hat die BioBoden Genossenschaft 22 der insgesamt 37 Hektar Land erworben und an den Hof verpachtet. Für mehr Kirschen in Bioland-Qualität, für mehr glückliche Hühner und natürlich für mehr Büffel.