Wer erklären will, wie BioBoden Flächen sichert, kann es sich ganz einfach machen. Das klingt dann ungefähr so: Die Genossenschaft kauft Flächen und verpachtet sie an einen Bio-Landwirt. Fertig. Doch leider ist es wie im echten Leben: Es ist viel bunter und komplexer, als man annimmt. Nehmen wir also die Lupe und schauen genau hin: Wie macht BioBoden das?
Zunächst einmal: Es ist ein Unterschied, ob BioBoden einzelne Flächen sichert oder gleich einen ganzen Betrieb kauft. Die Fragen und Herausforderungen sind divers, ebenso die Rechtsformen, die handelnden Personen, mithin auch die Antworten. Also der Reihe nach: Blicken wir uns zuerst auf den Flächen um.
Kauf von einzelnen Grundstücken
1. einfachste Variante ist: Verpächter will eine bereits vom Partnerhof ökologisch bewirtschaftete Fläche verkaufen.
2. Partnerhof ist an einer zusätzlichen Fläche interessiert, diese ist oft bis dahin konventionell bewirtschaftet.
3. BioBoden kauft vom Landwirt („sale and lease back“)
1 bis 3 finden sich in der Bilanzposition Sachanlagen, Grundstücke
4. Landwirt kauft und verkauft an Bioboden weiter (siehe unten Beispiel 2)
Das ist zuerst die Bilanzposition Darlehen und dann Sachanlagen/Grundstücke
Praxisbeispiel für die Zusammenarbeit mit einem Partnerhof beim Landkauf:
Ein gutes Beispiel finden wir in der Zusammenarbeit von BioBoden mit Marjolein und Frank van der Hulst. Gemeinsam betreiben sie seit sieben Jahren den Demeter-Bauernhof Weggun in Brandenburg, insgesamt 22 Hektar, Schafe- und Hühnerhaltung, Streuobstwiesen, auf vier Hektar als Schwerpunkt Beerenobst. Ihre Produkte vertreiben sie vor allem nach Berlin,. „Ein Hof wie aus einem Bilderbuch“, sagen sie selber. Insbesondere dann, wenn man auch noch ihre sechs Kinder über die Wiesen stromern sieht.
„Um für die nächste Generation vorzusorgen, müssen wir den Hof vergrößern“, ist Frank von der Hulst schon lange überzeugt. Da kommt das Angebot, weitere 15 Hektar zu übernehmen, wie gerufen. Die Eigentümer dieser Flächen sind begeistert von der Arbeit auf Hof Weggun – und würden lieber der Familie van der Hulst die Flächen verkaufen als dem ehemaligen LPG-Betrieb mit industrieller Landwirtschaft gleich nebenan. Aber: Auch der Preis muss stimmen. Das Problem: Die van der Hulsts allein können den Erwerb der Flächen nicht stemmen. Was also tun?
Die Lösung: Zusammenarbeit mit BioBoden. Das Landwirte-Paar wendet sich an die Genossenschaft und berichtet von ihrem Vorhaben. Die Mitarbeitenden der Genossenschaft kennen die von der Hulst bereits, daher erübrigt sich der obligatorische Kurz-Check mit Fragen wie: Ist der Hof bio-zertifiziert? Hier: Ja, von demeter. Mit welchen natürlichen Gegebenheiten haben wir es zu tun? Hier liest sich das in den Unterlagen von BioBoden so: „Naturräumlich ist das Gebiet eine typisch endmoräne Landschaft mit markanten Höhenrücken, flächenhaften Bildungen (Grundmooren) und Schmelzwasserabflüssen. Charakteristisch sind weitläufige Ackerflächen und meist kleinteilige Grünlandflächen in den Niederungsgebieten.“ Übersetzt heißt das: gute Erde.
BioBoden kommt nach weiteren Gesprächen und einer Vor-Ort-Analyse zum Schluss, dass es sich um eine sinnvolle Landsicherung im Sinne der Grundsätze der Genossenschaft handelt und unterbreitet dem Eigentümer ein Kaufangebot. Im Fall von Bauernhof Weggun: für 15 Hektar. Der Kauf kommt zustande – und BioBoden kann auf Wunsch der Landwirte die Flächen schützen und langfristig verpachten. In diesem Fall: für 30 Jahre, mehr erlaubt das Gesetz nicht, wobei die Pachtdauer im Normalfall zwischen lediglich zwei und fünf Jahren liegt.
„Wir wollen kein riesiger Betrieb werden, sondern nur so nachhaltig wachsen, dass Hof Weggun eine gesunde Zukunft hat – genauso wie die Ökosysteme viele Jahren der Entwicklung brauchen, benötigt sie auch der Hof“, sagt Frank van der Hulst. Diese Entwicklung wurde stetig von BioBoden begleitet. Nach weiteren Landkäufen von konventionellen Nachbarn war folgende Situation für die Familie van der Hulst und den Hof Weggun erreicht: Nahezu 100% der bewirtschafteten Flächen gehören den Landwirten selbst oder BioBoden. Durch das Engagement der Genossenschaft kann sich der Betrieb nun also weiterentwickeln und für die Zukunft wappnen. Mission erfüllt. „Das Beispiel der van der Hulsts ist der einfachste Fall“, sagt BioBoden-Vorstand Uwe Greff. „Wir kaufen dem Eigentümer auf Wunsch eines Bio-Landwirtes eine Fläche ab und verpachten sie an diesen Bio-Bauern. Neben dieser ersten Version gibt es aber weitere mögliche Wege, wie wir tätig werden.“
Beispiel 1: BioBoden kauft Flächen direkt vom Landwirt. „Das kann zum Beispiel passieren, wenn ein Bauer schnell handeln und irgendeine Fläche kaufen muss, die er sich langfristig aber gar nicht leisten kann“, so Greff. Dann kauft BioBoden ihm die Fläche ab und verpachtet sie an ihn zurück.
Beispiel 2: Der Eigentümer will seine Flächen – aus welchen Gründen auch immer -– nur an einen Landwirt verkaufen, der sich diese aber nicht leisten kann. Greff: „Dann geht das so: BioBoden gibt dem Landwirt im ersten Schritt ein Darlehen für den Kauf der Fläche. Im zweiten Schritt werden die Grundstücke dann auf BioBoden übertragen und mit dem Darlehen verrechnet.“ Am Ende ist also BioBoden Eigentümer der Flächen.
Beispiel 3: Der Verkäufer hat die Flächen in einer Grundstückbesitzgesellschaft geparkt. „Sie ist so etwas wie ein Topf, in dem verschiedene Grundstücke liegen und dieser Gesellschaft gehören“, erklärt der Vorstand. „BioBoden erwirbt dann diese Gesellschaft und damit alle Grundstücke.“
Diese letztgenannte Variante kam z.B. bei der Sicherung von für den Naturschutz wichtigen Flächen am Salzigen See zum Tragen. Landwirt Volker Stens bewirtschaftet dort die Flächen. Diese befinden sich in einer Besitzgesellschaft, an der BioBoden beteiligt ist und die von BioBoden ein Darlehen für die Flächensicherung erhalten hat.
Hier wurde mit Genossenschaftskapital Land gesichert, was sich in der Bilanz wiederfindet unter Beteiligungen an verbundenen Unternehmen und Darlehen an verbundene Unternehmen.
Die Besitzgesellschaft ist dabei eine Übergangslösung. Sobald es sinnvoll ist, wird diese aufgelöst, die Flächen ins Eigentum der Genossenschaft überführt und das eingesetzte Kapital unterAnlagevermögen / Sachanlagen /Grundstücke verbucht.
Das ist im Jahr 2018 erstmalig mit der Besitzgesellschaft Monplaisir Grundbesitz GmbH & co. KG geschehen.
Wäre es da nicht manchmal einfacher, den Landwirten direkt Grundstücks-Eigentum zu ermöglichen? „Das Modell der Pacht ist in Deutschland ein übliches Konstrukt“, entgegnet BioBoden-Vorstand Uwe Greff. „Und wir halten es auch für zukunftsweisend.“ Der Grund: „Für viele Landwirte, gerade bei den jüngeren, ist nicht entscheidend, ob sie Eigentümer sind oder nicht – sondern ob sie langfristig das Land zu vernünftigen Konditionen bewirtschaften und somit ihre Existenz sichern können.“ Aber wir beraten bei Anfragen dieser Art auch die Landwirte. In ca. ¼ der Fälle können wir mit dem Landwirt eine Lösung finden, in der er selbst ohne finanzielle Hilfe von BioBoden den Kauf stemmen kann. Das soll er dann auch gerne tun.
Kauf von Land und Hofstelle
Soweit zum Boden. Doch was ist, wenn ein Landwirt ganz ohne Hof dasteht? Dann braucht er Wirtschaftsgebäude und u.U. auch ein Wohnhaus. Auch hier hilft BioBoden. Denn es ist klar: Landwirtschaftsflächen brauchen einen Landwirt, ein Landwirt braucht einen Hof. Und oft kann nicht nur das Land gekauft werden, sondern muss die Hofstelle auch mitgekauft werden.
Hier gibt es zwei Varianten:
a) BioBoden kauft die Hofstelle sowie das Land und gibt dem Landwirt ein Erbbaurecht auf 99 Jahre, so dass er einen maximalen Gestaltungsfreiraum hat. Dies haben wir bei unserem Partnerhof Laakenhof (Nr. 33) umgesetzt.
b) BioBoden kauft auch hier Hofstelle und Land und der Landwirt pachtet beides von der Genossenschaft. So geschehen z.B. bei Hof Mühlenhamm (Nr. 42).
Kapital, von dem Hofstellen erworben wurde, findet sich in der Bilanzposition Grundstücke und Wirtschaftsgebäude.
Kauf eines ganzen Betriebs
Um zu verstehen, wie der Erwerb eines gesamten Betriebs abläuft, reisen wir zu Frau Wiechert-Gärtner nach Hintersee, „denn wir sehen es nicht nur als unsere Aufgabe, Einzelgrundstücke zu schützen“, so Uwe Greff „es geht auch und besonders darum, ganze Höfe zu sichern.“ Hintersee ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern, direkt an der deutsch-polnischen Grenze, in eine wald- und wasserreiche Landschaft mit bunter Flora und viel Fauna. Dort liegt das Landgut Seegrund, etwa 600 Hektar, davon 100 Hektar Acker, 260 Rinder, 3 Mitarbeitende.
Vor zwei Jahren muss der Eigentümer seinen biologisch bewirtschafteten Hof krankheitsbedingt nach vielen Jahren aufgeben. Das Problem: Es gibt keine Erben, die den Hof weiterführen wollen. Und jene, die Interesse an der Übernahme des Hofs haben und das Erbe weitertragen wollen, haben kein Geld für einen Kauf. Andere wollen konventionell wirtschaften.
Was also tun? Die Eigentümer-Familie besteht darauf, dass der Hof weiter als Bio-Betrieb erhalten bleibt. Über Umwege hört die Familie von BioBoden. Ein Anruf dort bringt schnell Klarheit – und die Lösung ist so einfach wie anspruchsvoll: Der gesamte Hof wird gekauft. Das klingt erst einmal simpel, ist aber eine kleine Herkulesaufgabe. Denn: Der Betrieb ist in mehrere Unternehmen aufgeteilt, das macht es für die Juristen nicht einfach. BioBoden kauft schlussendlich sämtliche Anteile und schmiedet sie zu einer einzigen Unternehmens-Einheit – zur Landgut Seegrund GmbH – zusammen. Am Ende des Prozesses hat BioBoden den Hof insgesamt geschützt und Silvana Wiechert-Gärtnerkann weiterhin als Betriebsleiterin tätig sein. Die perfekte Wahl, denn: Sie kennt den Hof aus dem „Effeff“. Vor 20 Jahren hatte sie als Bürokauffrau-Auszubildende dort angefangen und sich sukzessive in die Landwirtschaft eingearbeitet, bis sie die Betriebsleitung und später die Geschäftsführung übernahm.
„Damit ist die Existenz des Hofs nicht nur dauerhaft gesichert, sondern die Grundlage gelegt, dass Frau Wiechert-Gärnter mit der Unterstützung von BioBoden in eine Betriebsentwicklung eintreten kann“, erklärt Uwe Greff.
Dieses Beispiel zeigt auch: Ein ganzer Hofkauf kann deutlich wirkungsvoller sein als nur einzelne Grundstücke zu sichern. Denn dem ehemaligen Eigentümer gehörten „nur“ 230 Hektar der insgesamt bewirtschafteten 600 Hektar. Mit dem Erwerb des Hofes werden aber auch die restlichen vom Hof gepachteten Grundstücke von etwa 370 Hektar weiter ökologisch bewirtschaftet. Durch die Übernahme des gesamten Betriebs hat BioBoden also – übrigens mit fast der gleichen Geldsumme – weit mehr als das Doppelte der Eigentumsfläche gesichert. Uwe Greff: „Besser kann es manchmal nicht laufen.“
Beim Landgut Seegrund übernimmt BioBoden einen Betrieb vollständig, der bereits eine Geschäftsführerin vorweisen kann. Doch das ist nicht immer der Fall. Manchmal gehen nur Teile eines Unternehmens in die Genossenschaft über oder es muss ein neuer Betriebsleiter gefunden werden.
Aber was geschieht mit Höfen, deren Situation noch keine Übergabe an einen Junglandwirt zulässt oder sich dieser nicht findet? Auch hier kann BioBoden helfen. Jedoch nur in Ausnahmefällen: Am Sitz der Genossenschaft in Rothenklempenow ist der Landwirt kein anderer als BioBoden Vorstand Uwe Greff. Hier nimmt die Genossenschaft also selbst die Forke in die Hand und betreibt Landwirtschaft. Dies ist jedoch Ausnahmesituationen vorbehalten und soll nicht zur Regel werden, sondern wir suchen Landwirte/in zur Bewirtschaftung.
Das für den Kauf und die Entwicklung von Betrieben eingesetzte Kapital der Genossenschaft ist der Bilanzposition: Beteiligungen an verbundenen Unternehmen und Darlehen an verbundene Unternehmen zu finden.